© Hans Scherhaufer
Manchmal führt das Lesen von Büchern tatsächlich noch zu weitreichend neuen Erkenntnissen- Die ‚12 Gesetze der Dummheit‘ zählen für mich zu diesen Büchern. Hennig Beck, Jahrgang 83, Biochemiker und promovierter Neurowissenschaftler, ist dem zunehmenden Chaos, das uns umgibt, auf den Grund gegangen. Er zeigt dabei nicht nur Ursachen auf, sondern auch Wege zu einem wissensbasierten Handeln, um diesem Chaos entgegenzutreten.
Aktuell ist die Menschheit weltweit paralysiert von zahlreichen Krisen mit unterschiedlichen Ursachen paralysiert. Kriege, Pandemie, die Folgen des Klimawandels und das Erstarken des Rechtsextremismus brechen gleichzeitig mit einer solchen Wucht auf gesellschaftliche Strukturen, die es seit Jahrzehnten gewohnt sind, sich nicht verändern zu müssen. Mitteleuropa lebt seit einem halben Jahrhundert mit einem funktionierenden, demokratischen System, in dem es keine nennenswerten Geschehnisse gab, die eine Veränderung benötigt hätte, um Katastrophen abzuwenden. Doch die Geschehnisse der letzten wenigen Jahre zeigen, dass diese Beschaulichkeit ihre Grenzen hat. In diesen 50 Jahren haben die Menschen in Europa Erkenntnisse darüber gesammelt, wie kleine Krisen überwunden werden können und das akribisch. Mit Krisen wie den jetzigen waren sie aber nie konfrontiert. Doch sie tun so, als würden sie auch darüber Kenntnis haben. Postwissenschaftliche Gesellschaft nennt es der Autor. ‚Bildung schützt vor Dummheit nicht!‘ Zu behaupten, dem gewachsen zu sein, nutzt weder der Gesellschaft noch der Politik. Das Einbrechen der Religionen entwurzelt bei all dem noch empfindlich. Es war der Glaube, der Halt in Zeiten solcher Katastrophen bot, doch der überzeugt hier kaum noch. Die rohe Wissenschaft jedoch befriedigt nicht. Wissenschaft steht im krassen Gegensatz zu Religion, Spiritualität und Emotion. Die drei Gründe für postwissenschaftliches Denken sind Sehnsucht nach Erlösung, Erfahrung von Unsicherheit und das Bildung zu Dogmatismus führt. Henning Beck zeigt in diesem Buch auf, dass es paar ganz simple, zumindest vom kognitiven Verständnis, Ansätze gibt, dieser Krise entgegenzutreten. Dabei ist der Kraftaufwand gering aber das Verständnis groß.
Econ
256 Seiten, 20,- €
ISBN 9783430211024
Henning Beck, geboren 1983, studierte Biochemie in Tübingen und wurde im Fach Neurowissenschaften promoviert. Er arbeitete an der University of California in Berkeley, publiziert regelmäßig in der WirtschaftsWoche und für Deutschlandfunk Nova, hält Vorträge zu Themen wie Hirnforschung und Kreativität und ist Autor von Hirnrissig, Irren ist nützlich und Das neue Lernen. Henning Beck lebt in Frankfurt am Main.