Mit ‚Zerrissene Erde‘ ist N.K. Jemisin ein brillantes Werk gelungen, dessen Auszeichnung mit dem Hugo Award auch meine vollste Zustimmung findet. Außergewöhnlich mit sehr individueller Sprache und einem frechen Inhalt.
Jemisins Welt ist eine nach hierarchischen Prinzipien streng geordnete, vielschichtige Welt. Die Geschichte lehrt, dass die Menschheit nicht die erste Zivilisation ist und wohl auch nicht die letzte sein wird. Schon seit Jahrtausenden wird die Menschheit von sogenannten „Fünfzeiten“ das geplagt. Es sind Zeiten, meist durch Naturkatastrophen verursacht, in denen das Überleben über unterschiedliche Zeitdauer schier unmöglich gemacht wird. Doch die Hauptstadt des Reiches ist gewappnet. Dort gibt es nicht nur riesige Vorratslager, die der Oberschicht das Überleben sichern, sondern auch sondern auch das Facultum. Dort werden Kinder ausgebildet, die die besondere Gabe haben, sich mit der Erde zu verbinden. Ungeübt lösen sie im Zustand emotionaler Erregung Erdbeben aus. Wird ihr Talent kontrolliert, so sind sie nicht nur hervorragende Seismographen, sondern können sogar Erdbeben verhindern. Gesellschaftlich jedoch steht diese Menschengruppe auf der untersten Stufe. „Roggas“ werden sie genannt und außerhalb des Facultums werden sie wie Dreck behandelt, trotz der hervorragenden Dienste, die sie leisten. Die Regeln der Schule sind sadistisch streng, jedoch in einem perfiden rahmen respektvoll. Damaya ist noch ein Kind, als die Wächter sie aufspüren, ihr Talent entdecken und sie ins Facultum verschleppen. Doch Damaya ist schlau. Rasch erkennt sie das System und erarbeitet sich Steinring für Steinring, die es als Auszeichnung für bestandene Prüfungen gibt. Als sie mit 5 Ringen ausgestattet ist, wird ihr aufgetragen, unter der Aufsicht des 10-ringigen Alabaster in einer Stadt am Meer ein Hafenbecken von Korallenriffen zu befreien. Ganz nebenbei soll sie sich von Alabaster schwängern lassen, um den talentierten Nachwuchs zu sichern. Auf dem Weg dorthin machen sie eine schreckliche Entdeckung. Die Kinder, die die Prüfungen im Facltum nicht bestehen, werden unter brutal, qualvollen Umständen zu Wächtern von Erdbebenknote geknechtet. Alabaster hat die Schnauze voll von dem System. Das Entfernen der Korallen im Hafenbecken wird zum Desaster und endet mit einem Vulkanausbruch, der die Stadt vernichtet. Durch Alabasters besonderes Talent gelingt es ihm, Demaya und sich selbst auf eine Insel in der Nähe zu verfrachten, die von einem friedlichen Piratenvolk bewohnt wird. Zum ersten Mal in ihrem Leben sind sie frei. Demaya bekommt ihr Kind und sie geniessen das Leben. Doch nach wenigen Jahren spüren die Wächter des Facultums sie auf. Damaya entkommt nur knapp, muss jedoch ihr Kind opfern und Alabaster zurücklassen. Sie begibt sich in eine kleine Dorfgemeinschaft und nimmt eine neue Identität an. Sie verheimlicht ihr Talent, denn auch dort sind Roggas verhasst. Sie heiratet und bekommt zwei Kinder. Zu ihrem Entsetzen hat sie das talent an beide Kinder vererbt. Als ihr Mann an ihrem Jüngsten die Abnormität entdeckt, tötet er das Kind und verlässt mit der älteren Tochter das Dorf. Damaya verfolgt ihn und gerät mit schräger Begleitung in ein vermeintlich verlassenes Dorf, in dem sich unterirdisch eine riesige Schar Roggas versammelt haben, um sih auf die nächste „Fünfzeit“ vorzubereiten. Denn die Erde durchfährt ein riesiger Riss, aus dem die heiße Lava quillt.
Klappenbroschur, Knaur TB
496 S., 14,99 €
ISBN: 978-3-426-52178-6
Nora K. Jerisim ist eine amerikanische Fantasy-Autorin, die in Brooklyn lebt. Sie ist bekannt als Bloggerin zu feministischen und politischen Themen. Seit 2004 publiziert sie zu diesen Themen auch Fantasy- und Science-Fiction Literatur. Ihr Erstlingsroman The Hundred Thousand Kingdoms von 2010 wurde mit dem Locus-Award als bestes Debüt geehrt. In der Folge wurde sie mehrfach für den Hugo- Award und den Nebula-Award nominiert. Ihre Romane The Fifth Season und The Obelisk Gate wurden 2016 bzw. 2017 jeweils mit dem Hugo ausgezeichnet. Sie ist damit die erste afroamerikanische Autorin, die den Hugo Award in der Kategorie Bester Roman erhielt The Stone Sky wurde 2018 mit dem Hugo Award und dem Nebula Award als Bester Roman ausgezeichnet und erhielt ebenfalls 2018 den Locus Award in der Kategorie Fantasy.