Helen Calaghans zweiter Psychothriller beginnt raffiniert harmlos und es dauert eine Weile, bis die Geschichte tatsächlich zum Psychothriller mutiert – ähnlich einer langsam anschwellenden Steinlawine, die sich letztendlich über den Leser ergießt. Gut gemacht!

Sophia, 26 Jahre alt, frisch gebackene Architektin, selbstbewusst, hübsch und intelligent, steht seit einigen Monaten auf eigenen Füssen. Sie steckt inmitten der Vorbereitungen ihres ersten Auftrages, den sie als Angestellte eines Londoner Architekturbüros vorbereitet. Während eines heißen Flirts mit einem vorgesetzten Kollegen ruft ihre Mutter sie an und bittet sie flehentlich nach Hause zu kommen. Da die Mutter, seit sie nach London gezogen ist, schon sehr oft darum bat und sie schon reichlich getrunken hat, vertröstet Sophia sie auf den folgenden Tag. Doch, was sie am folgenden Morgen im Garten ihrer Eltern vorfindet, lässt sie das Blut gefrieren. Ihre Mutter hängt an einer Lichterkette erdrosselt an einem Baum unweit von ihrem vermeintlichen Vater, dem eine Schere im Bauch steckt. Die Ermittlungen der Polizei ergeben Selbstmord. Bei dem Versuch, die Mutter daran zu hindern, habe sie dem Vater die Schere in den Bauch gerammt. Sophia glaubt den Ausführungen der Polizei nicht und recherchiert auf eigene Faust. Es stellt sich heraus, dass ihre Mutter ein Buch geschrieben hat und auch bereits einen Verlag gefunden hatte, der es herausgeben will. Der Verleger berichtet von zwei Notizbüchern, die er auch gelesen habe, es sei jedoch noch ein drittes Notizbuch in Vorbereitung gewesen. Während ihr vermeintlicher Vater im Krankenhaus um sein Leben kämpft, sucht Sophia erfolgreich nach den Büchern. Zumindest zwei der Bücher findet sie und liest sie. Doch der Inhalt ist zutiefst verstörend. Die Mutter berichtet aus einer Zeit vor ihrer Geburt. Sie war als junge Studentin in den Bann eines Sektenführers, einem damals berühmten Musiker namens Aaron Kessler, geraten. Er und seine Anhänger lockten sie auf sein luxuriöses Anwesen. Da sie unendlich in ihn verliebt war, ließ sie alles hinter sich und unterwarf sich seinen Ritualen. Doch das letzte Ritual endete mit einem Toten. Da sie in der Nacht so berauscht war, konnte sie sich aber nicht mehr an die Geschehnisse erinnern. Aaron setzt alle Sektenmitglieder vor die Tür. Die Mutter ist verzweifelt und nimmt den Schutz, der ihr von „Wolf“, Aarons Kameramann, angeboten wird, an. Als sie merkt, das sie schwanger ist, sieht sie keinen anderen Weg, als mit „Wolf“ die Zukunft zu bestreiten. Auch weiß sie nicht, ob er oder Aaron der Vater ihres Kindes ist. Sophia wird geboren und wächst in einem alten Cottage der Großeltern auf, das ihre „Eltern“ liebevoll in ein Land-Café umbauten. Erst als sie den dritten Teil des Buches ihrer Mutter findet, erkennt sie die schockierenden Zusammenhänge zwischen ihrer Mutter, ihrem vermeintlichen Vater und dem Sektenführer Aaron Kessler.

Klappenbroschur, Knaur HC
448 S., 14,99 €
ISBN: 978-3-426-22671-1

Helen Callaghan wurde als Tochter britischer Eltern in Los Angeles geboren. Sie betreute jahrelang das Belletristik-Sortiment großer Buchhandlungen – bis sie sich entschloss, ihr Archäologiestudium in Cambridge abzuschließen, wo sie heute lebt. Nebenher folgt sie ihrer wahren Berufung: “Ich schreibe, wann immer man mich kurz aus den Augen lässt!“
Helen Callaghans Debüt „Dear Amy“ stürmte in Großbritannien sofort die Bestsellerlisten.

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